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Palliativ-Fachtagung begeistert mit spannenden Einblicken und Workshops

Ehrung für Prof. Dr. Winfried Hardinghaus als Initiator der Weiterbildung – Nächster GewiNet-Kurs „Palliative Care“ startet am 28. Mai

Willkommen im Jahr 2040. Im Wartezimmer einer Arztpraxis sitzen Maria Lindemann, seit 2009 Kursleiterin, und Daniela Felsmann-Eger, ehemalige Koordinatorin der Palliativweiterbildung. Die würdevoll gealterten Damen schwelgten in Erinnerungen an ihre Kurse der vergangenen Jahre. Im Fokus dabei: das Älter werden und die Frage, wie es wohl um die Absolvent*innen von 2009 bis 2024 so steht! Tenor: „…sind wir nicht alle schon in so einem fortgeschrittenen Alter, in dem man morgens aufwacht und nachguckt, ob man schon einen Zettel am Fuß hat.“ Mit dieser Szene, für die die beiden Mitarbeiterinnen des Niels Stensen Bildungszentrums und der Akademie des Klinikums in ungewohnte Rollen schlüpften, startete die Palliativ-Fachtagung im Innovationscentrum Osnabrück (ICO). Rund 70 Absolvent*innen und Dozent*innen der interdisziplinären Qualifikation Palliativmedizin/Palliativpflege, der im Sketch betrachteten, vergangenen 15 Jahre, waren zusammengekommen. Der kleine Sketch war dabei eine ebenso humorvolle Auseinandersetzung mit dem Altern wie ein wortgewandter Fingerzeig auf die damit verbundenen Herausforderungen für jeden einzelnen im Raum. Der Lohn: viele Lacher und zustimmendes Nicken.

Anschließend wurde es feierlich. Prof. Dr. Winfried Hardinghaus, weiterhin Chefarzt des Franziskus-Krankenhauses Berlin, wurde im Rahmen der Veranstaltung für seine Verdienste um die Palliativmedizin geehrt. Als Vorstand des Kompetenzzentrums Gesundheitswirtschaft GewiNet dankte Prof. Dr. Michael Böckelmann dem weit über die Grenzen Osnabrücks hinaus bekannten Palliativmediziner für sein großes Engagement als Weiterbildungsermächtigter und Mitgründer der interdisziplinären Weiterbildung „Palliative Care“, die jährlich von der Akademie des Klinikums Osnabrück, dem Nils Stensen Bildungszentrum und GewiNet angeboten wird.

Der Geehrte selbst hielt anschließend einen Fachvortrag mit spannenden Fallbeispielen und Einblicken in die Palliativmedizin. Darin betont er, dass der Selbstbestimmung eines Menschen die Fürsorge gegenübersteht und auf Augenhöhe mit Patient*innen in der Palliativversorgung gearbeitet werden sollte. „Auch Menschen im Koma oder mit einer Demenz können würdevoll leben.“ Mit Fragen wie „Was bieten wir Patienten an, denen wir palliativ alles geboten haben, die aber nur den Ausweg des (assistierten) Suizids sehen?“, „Wie gehen wir mit freiwilligem Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit um?“ und „was macht das alles mit uns Mitarbeitenden?“ regte er zum Nachdenken an. Ebenso wie zum Thema Sterbewünsche, bei dem die Beratung und Aufklärung für ihn essenziell sei, nicht nur mit Blick auf ethische und juristische Unsicherheiten. „Wir müssen Sterbewünsche stets ernst nehmen.“ Ein großes Problem sei die Vereinsamung der Menschen, hier müsse gehandelt werden. „Wir müssen dem Leben wieder eine Chance geben“, stand passend dazu auf einem Bild vom Deutschen Hospiz- und Palliativ Verband, das von Prof. Hardinghaus geleitet wird.

Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden zwischen vier verschiedenen Workshops wählen: Andrea Marten lud zum Thema „Wie sage ich es dem Kind?“ ein. Beim „Soul Management?! Was unterstützt die Palliativarbeit?“ thematisierte Sibylle Hartong Seelsorge, Spiritualität, Religiosität. Im Workshop „Sexualität in der Palliativarbeit“ nahm Ulrich Barlag unter anderem die Unsicherheit im Umgang mit diesem sensiblen Thema und die offene Kommunikation mit den Patient*innen in den Fokus. In „Musiktherapie in der Palliativarbeit“ mit Katja Holstein ging es um die heilende Kraft der Musik, wie Teilnehmerin Claudia Rolke betonte: „Defizite im Alltag können durch Musik überwunden werden. Sprachdefizite bestehen, aber singen funktioniert. Bewohner*innen mit Schlaganfall können unter Umständen nicht sprechen, aber beim Chorsingen, sieht man sie mitsingen.“ Nach dem fachlich und wissenschaftlich fundierten Austausch, nutzten die Teilnehmenden den gemeinsamen Imbiss zum Netzwerken.

Weiter geht’s mit dem diesjährigen Kurs „Palliative Care“ des GewiNet ab dem 28. Mai 2024. Die Weiterbildung, die in vier Bausteinen und 160 Unterrichtseinheiten seit 15 Jahren angeboten wird, richtet sich an medizinische, pflegerische, therapeutische und psychosoziale Berufe. Insbesondere das interdisziplinäre Lernen und Zusammenarbeiten ermöglicht einen umfassenden Blick auf die unterschiedlichen Bereiche der Palliativversorgung

Kontakt:
Johanna Puppe
Tel: 0541/2009844-46
E-Mail: j.puppe@gewinet.de