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Wie kann faire Erwerbsmigration gelingen?

2. Start Guide – Fachtag mit Akteuren aus ganz Niedersachsen

Im Rahmen des Start Guide – Fachtages kamen vergangenen Monat Praktiker*innen sowie lokale Akteure in Hannover zusammen, um sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie Migration zur Erwerbstätigkeit oder Ausbildung fair gestaltet werden kann. GewiNet e.V. war als Projektträger eines der insgesamt 23 niedersachsenweiten Start Guides- Projekte vor Ort mit dabei.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom „Start Guides“- Koordinierungsprojekt „Zentrale Beratungsstelle Arbeitsmarktintegration und Fachkräftesicherung (ZBS AuF III)“ in Trägerschaft des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück e. V.

Die Eröffnung übernahm Ute Strahlmann, Leiterin der Abteilung „Wirtschaftsordnung und Arbeitsmarkt“, Nds. Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr du Digitalisierung. Sie wies auf die wachsende Bedeutung von ausländischen Fachkräften und auf die Notwendigkeit der Erwerbsmigration hin. Für diese sei „Triple Win“ ein sinnvoller Grundgedanke, da er die Perspektiven aller Beteiligten im Blick habe. Sowohl das Aufnahmeland als auch das Herkunftsland sowie die Fachkraft selbst sollen profitieren.
Ein Grußwort sprach Marcus Drees, Leiter der Fachstelle Altenhilfe und Pflege des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück e.V., und brachte dabei bereits Beispiele aus der Praxis ein. Daran schlossen sich Dr. Birgit Franzke und Jan Vogel von der Bundesagentur für Arbeit an und berichteten von der Durchführung des „Triple Win“ Ansatzes und seines Potenziales. So gewinne in erster Linie das Aufnahmeland eine neue Fachkraft, aber auch das Herkunftsland profitiere, da sich vor Ort ggf. Unruhen aufgrund der hohen Arbeitslosenquote entwickeln und hierdurch auch Lohndumping und Schwarzarbeit steigen. Häufig senden die Fachkräfte einen Teil des verdienten Geldes aus Deutschland zu ihren Familien, was die Wirtschaft im Herkunftsland unterstützen könne. Die Fachkraft selbst profitiere z.B. von höheren Löhnen und von besseren Entwicklungsperspektiven in Deutschland. Um den allseitigen Vorteil von Migration zur Erwerbstätigkeit ging es in dem Vortrag von Olaf Bernau. Er schaute auf die historischen Hintergründe von Erwerbsmigrationsprozessen und sieht „Migration als eine Möglichkeit zu einem selbstbestimmen, würdigen Leben, das u.a. eine gesicherte Gesundheitsversorgung, Jobperspektiven und die Freiheit, selbst zu entscheiden, bedeutet.“ Vor diesem Hintergrund ergebe das Recruiting von Fachkräften durchaus Sinn.
Nachmittags wurde in den verschiedenen Workshops u.a. über die Auswirkung von Migration und Recruitingprozessen auf das globale Gesundheitssystem diskutiert und kritisch hinterfragt, denn nicht nur bei uns, auch in vielen anderen Ländern herrscht Fachkräftemangel. Die Stärkung des Gesundheitssektors im Herkunftsland darf in Gesprächen und Abkommen der Länder untereinander nicht zu kurz kommen.
Abschließend wurden Bedarfe formuliert: ein weiterer Ausbau der Beratungsangebote, spezifische Beratungsstellen auf kommunaler Ebene und gute, individuelle Konzepte. Die Start Guide Projekte sind da ein Schritt in die richtige Richtung.
Eine rundum gelungene Veranstaltung, bei der auch das Netzwerken nicht zu kurz kam!

Fotos: Marcel Zeumer